Abgerüstet und fertig!

Gesagt getan: Eine Woche grüble ich über mögliche Stolpersteine beim Umbau meines DIY Enlarger von 9×12 auf Kleinbild nach. Es dürfte keine geben, immerhin nutze ich den Meopta Opemus 5 auch für meine Kleinbildabzüge. Bis auf ein paar ‚Extreme‘, vor allem bei kleinen Abzügen, komme ich ansonsten damit klar. Was beim Meopta Opemus 5 funktioniert, muss bei der Verwandtschaft der Laufbodenkamera zum Vergrößerer auch funktionieren.

Wenige Handgriffe, ein Teil der Fläche in der Negativstandarte abgeklebt, den Lichtformer verändert (ich arbeite noch immer ohne Kondensor, weil nicht notwendig) und siehe da, die Projektion des Negativs funktioniert besser als bei der 9×12 cm auf 13 x 18 cm Vergrößerung. Die Belichtungszeit beträgt jetzt – trotz größerem Abstand – nur noch ein Viertel der bisherigen Belichtung (2 Lichtwerte weniger). Ach ja: Ich möchte mit dem MakkerRony BIG DIY Darkroom-Enlarger von Kleinbild auf 13 x 18 cm vergrößern. Das freie Feld in der Negativebene lasse ich soweit offen, dass ich je nach Wunsch und Verschieben des Negativs die Randunschärfen in meine Depressions-Lichtbildvergrößerung bekomme.

Es gibt für mich nichts zu meckern, meine Erwartung an das positive Abbild sind mehr als erfüllt. Ich kombiniere die exotische Belichtung mittels dem Eigenbau-Vergrößerer mit einer Rollbürsten-Entwicklung, nehme Moersch’s SE1 Sepia-Entwickler für Foma Warmton und gehe abschließend sogar noch in die Lith-Rückentwicklung. Im Inneren fühle ich mich wie Ende 2015: Ein kreatives Hoch jagt das nächste. Nur die Freude wie damals will sich nicht in meinem Tunnel einstellen. Aber ich kann weitermachen, wofür ich allen ‚Beteiligten‘ sehr dankbar bin!!!

Mein Fotografischer Depressionismus hat ein Gesicht bekommen. Nach den neu interpretierten Fundstücken (9 x 12 cm) belichte ich abseits des Mainstream imperfekt, unsauber und mit einer unsagbar schönen, stellenweise sogar gewaltigen Unschärfe, aber mit meinen eigenen Aufnahmen im Kleinbildformat. Eigentlich könnte ich das Lichtbildpoet-Projekt einstellen. Es hat mich auf neue Ideen gebracht, es hat mich – wie auch die großspurigen Kommentare der Wissenden in den Foren des Halbwissens – herausgefordert und mich aus einem Loch geholt.

Mission erfüllt!
Ich bin zufrieden!!!

DIY Darkroom Enlarger MakkerRony BIG – UPDATE

Mein Tun hatte ich bereits angekündigt. Es gibt drei super gute Gründe, den für den Vollpfosten Vollprofi absurden Gedanken in die Tat umzusetzen:

1. Basteln, Tüfteln und gefordert sein (Neudeutsch Make und Maker sein),

2. Hinweise in alter Fachliteratur aus Zeiten, wo Basteln und Tüfteln unter Normalsterblichen angesagt war und

3. konkrete Produkte aus alten Tagen, wo sich die Kamera in einen Vergrößerer umbauen ließ.

Vorüberlegung
Den Kleinbildfilm klammere ich aus meinen Betrachtungen aus. Aus Vergrößerungen alter Glas- und Filmnegative (4,5 x 6 cm und Auszüge aus größeren Glasplatten-Negative) ist mir klar, dass diese eigentlich nicht für Vergrößerungen gemacht sind. Die zur damaligen Zeit verwendeten Objektive waren nicht dafür gerechnet, dass man von Aufnahmen – wie heute üblich – Vergrößerungen anfertigt. Das bedeutet: Die Kontaktkopie stellt das Optimum der darstellbaren Scharfzeichnung im Abzug dar. Mein Selbstbau-Dunkelkammervergrößerer kann nur schlechtere Ergebnisse liefern!

Aufwandabschätzung
Die meisten Glasplatten-Negative des Lichtbildpoet-Projekts liegen im 9 x 12 cm-Format vor. Um nicht zu sehr am Rande der Rück-Abbildung zu jonglieren, müsste ich mindestens eine uralte 13 x 18 cm-Großformatkamera verwenden. Noch größer wäre noch besser, doch die Preise liegen jenseits von gut und böse. Ich nehme ein 9 x 12 Laufbodenkamera Tokiwa Hand-Plattenkamera mit defekter Blendlamelle aber zerlegbarem Triplet, Kostenpunkt 25 Euro. Damit erspare ich mir den Umbau der Negativaufnahme auf Kosten der Abbilddungsqualität. Ich suche einen LED-Strahler, der die Größe die 9 x 12 cm abdeckt. Es werden knappe 20 W für 15 Euro. Für den Lichtkasten verwende ich Pappel-Sperrholz 4 mm dick, altes glänzend schwarzes ORWO-Einwickelpapier für Fotopapier dient zum Auslegen der Innenseite des Lichtkasten. Frage an mich: Wäre weißes Papier oder Alu-Folie nicht besser? Aufgebaut wird der Selbstbau-Dunkelkammervergrößerer auf einem Meopta Opemus-Stativ.

Umsetzung
Nachdem die Tokiwa eingetroffen war, habe ich das Triplet zerlegt, die ausgegliederte Blendenlamelle zurückgeschoben und die T-Stellung bei Blende 9 vorgewählt. Die hintere plankonvexe Linse setze ich vor der vorderen Linse (ebenfalls plankonvex), wodurch die Brennweite deutlich dichter an die Objektivsstandarte heranrückt (auf ca. 25 cm). Diesen Umbauhinweis entnahm ich einer alten (Fach-)Literaturquelle. Statt der hinteren plankonvexen Linse des Triplets wollte ich alternativ eine größere Linse derselben Bauform nehmen. Allerdings hätte es eines größeren Abstands beider Linsen bedurft, was sich nicht so ohne Weiteres und auf die Schnelle realisieren lässt. Um das punktuelle LED-Licht aufzuweichen ohne den Abstand unendlich auszudehnen (Info: Abstandsquadratgesetz!), greife ich auf diffus durchlässige Filterfolien eines ausrangierten Laptop-Display zurück. Ich finde eine geeignete Kombination, auch wenn sie sehr lichtfressend ist. (Optimierungsbedarf wenn ich andere diffus durchlässige Materialien finde).

Der DIY Vergrößerer Makkerrony BIG

Erste Tests
Ich versuche mich – wie wagemutig – am Lith printing auf – standesgemäß – 40 Jahre altem ORWO-Fotopapier. In meinem Sammelsurium habe ich eine Tüte mit Querschlägern im 13 x 18 cm-Format gefunden. Hier darf das Ergebnis mal neben der Spur sein. Doch der erste Belichtungstest geht in unendliche Zeiten über. OK, die Aussage ist übertrieben. Mal abgesehen von den Unschärfen der verwendeten Negative und der Abbildung, entstehen nur Abzüge experimentellen Charakters. Es sind Vorlagen für den Lichtbildprophet, für das Lichtbildpoet-Projekt waren Vergrößerungen nie vorgesehen. Abzüge auf Foma Warmtone PE-Papier und Moersch SE1 Sepia gehen da schon besser. Ich denke zukünftig an eine Kombination aus Doppelbelichtung mit einer Rollenentwicklung, Solarisation und Lith-Rückentwicklung. Das klingt verdammt kühl.

Fazit
Mit einer gewissen Wochenendcremigkeit habe ich etwa einen Monat gebraucht, aus der guten alten Tokiwa Laufbodenkamera einen 9 x 12 Selbstbau-Dunkelkammervergrößerer auf 13 x 18 cm zu bauen. Es geht und es funktioniert. Natürlich nicht so, wie es die wahren Helden der analogen und digitalen Fotografie gewohnt sind. Beim Basteln und Tüfteln … also beim Maken … habe ich eher an Miroslav Tichy und seine Selbstbauten gedacht. Hier und da sind ein Nachbesserungen in Sachen Lichtdichtheit notwendig. Ansonsten ist der Apparat ein nettes Spielzeug für bastelwütige und experimentell veranlagte Fotofreaks. Hier ein Beispiel mit Vergleich 9 x 12 cm-Kontaktkopie (links) und 13 x 18 cm-Vergrößerung (rechts).

PS: Vielleicht probiere ich es mal mit dem MakkerRony BIG 6 x 9 cm auf 10 x 15 cm zu vergrößern. Die Randunschärfen müssten signifikant weniger werden?!

UPDATE – Ende Oktober 2024
Mitte September 2024 stellt sich mir die Frage: Wo findet der Selbstbaubelichter seinen Platz im neuen Heimatelier? Sie ist schnell beantwortet: Nirgendwo! Zwar ließe sich der Kopf nebst Schiene leicht auf dem Fuss nehmen, doch ich tendiere lieber dazu, meinen Fotografischen Depressionismus für beendet zu erklären und nicht jede technische Spielerei als potentiellen Staubfänger umziehen zu lassen. Auch abgestellte Dinge nehmen Platz weg. Also wandert der geniale DIY Darkroom Enlarger MakkerRony BIG zum Recyclinghof und endet auf irgendeinen nachhaltigen Müllberg. Damit ist das Kapitel Selbstbauvergrößerer für mich abgehakt.

Einen 1,5 fach-Vergrößerer für 9×12-Glasnegative selber bauen – Das Vorwort

Im Rahmen des Lichtbildpoet-Projekts sind mir auch ein paar Kleinbild- und Rollfilm-Negative in die Hand gefallen. Es liegt nahe, sie in den Vergrößerer zu stecken. Das tat ich, war aber nicht wirklich angetan davon. Viel interessanter finde ich es, Glasplatten-Negative zu vergrößern. Hier dominiert in meiner ‚Sammlung‘ das 9×12 cm-Format. Die Idee: In ‚Fach- und Sachgesprächen‘ betone ich zu gerne, dass eine klassische Optik immer in beide Richtung einer optischen Achse funktioniert. Das sorgt gelegentlich für Erstaunen oder ein ‚Stimmt nicht‘. Selbst der Verweis auf die sogenannte ‚Retrostellung‘ des Objektivs lässt die Skepsis nicht weichen. Diese Ablehnung aus dem Halbwissen heraus stört mich nicht. Im Gegenteil: Ich baue mir aus einer alten 9×12 Kamera einen Vergrößerer für Glasplatten desselben Formats.

Zwei Welten prallen aufeinander. Da sind die Möchtegern-Profi, zahlreich in den verbalen Muckibuden und Online-Pöbelzentren vertreten. Danach gibt es tausend Argumente gegen das Ansinnen. Nur daran versucht hat sich keiner der Maulhelden. Also schweigt lieber! Und da ist die Fach- und Sachliteratur aus vergangenen Jahrzehnten-Tagen, die sehr wohl von der Möglichkeit reden. Ich erinnere an Stapf, der offensichtlich kein Freund von Vergrößerungen, dafür aber von Kontaktkopien war. Und: Bei meinen Recherchen abseits des vorlauten Mainstreams fand ich sogar Hinweise auf Laufbodenkameras, die sich mit wenigen Handgriffen zum Vergrößerer umbauen ließen. Es gibt diesen Weg nicht nur rein theoretisch, es gab ihn auch schon ganz praktisch. Unsere Arroganz und Bequemlichkeit hat ihn uns vergessen lassen.

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Mit Pinsel und Selen

Wer so ‚dämlich‘ ist und ohne Computer und Photoshop-Abo Lichtbilder zu Papier bringt, der kommt nicht am Selentoner vorbei. So jedenfalls die weitläufige Meinung der Halbwissenden. Beim Studium des Altmeister Eder bin ich nicht auf den Selen-Okultismus gestoßen, wie er heute praktiziert wird. Zugegeben, das Schwarz im Lichtbild gewinnt in Selen an Dichte und ein Lichtbild nach dem Selentoner-Bad offenbart gebleicht ein herrlich braunes Farbstoffbild. Im normal prozessierten Abzug, wie es heute die Meister mahnen, legt Selen maximal einen auberginefarbenen Unterton nach. Für mehr ist das Schwarz einfach zu dicht. Und zu mehr habe ich es im handgemachten Lichtbild unter Selen auch nicht gebracht, bisher jedenfalls.

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Positiv mit Pyrogallol (Teil III)

Die ersten Versuche mit der ebenfalls gerbenden Pyrogallol-Ersatzflüssigkeit Brenzcatechin sind gelaufen. Ich habe mich in Belichtungen am Vergrößerer und im Kontakt probiert. Auf Foma-Warmton läuft alles auf ein grünstichiges Sepia hinaus, wobei es mir neben der Farbigkeit auch das unsatte Schwarz angetan hat. Neutralton-Papiere zeigen sich in meinen Augen etwas widerspenstiger und weniger bunt. Entwicklungszeiten (auf Sicht) um die 15 Minuten lassen Zeit zum Nachdenken und Sinnieren. Kann das echte Pyrogallol des Bergger PMK Moersch’s Tanol toppen? Lohnt sich die Investition in den Entwickler? Und was sind die Argumente, die gegen Pyrogallol sprechen?

Zum zweiten Teil

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