Mein Fotopapierlager quillt über, denn in den letzten Monaten habe ich altes ORWO Fotopapier, zum Schluss auch unsensibilisierten ORWO Fotofilm gehortet. Gern hätte ich mehr ORWO Dokumentenpapier angehäuft, aber das ist ziemlich rar. Mir gefällt dessen braune Note, wird es etwas länger belichtet und anschließend im Lith-Entwickler gebadet. Um mich nicht in Versuchung zu bringen, noch mehr ORWO Material zu bunkern, schließe ich kurzerhand meinen ebay-Konto. Es werden ein paar Tage vergehen, bis es gänzlich dem Nirvana des Internets übereignet ist. Dann hoffe ich aber Ruhe vor den nervigen Warnungen zur Sicherheit zu haben. Zusammen mit den modernen Fotopapieren ist soviel Positivmaterial da, dass es schein-ewig dauern wird, bis alles aufgebraucht ist.
Mir fällt der Schinken ‚Die Theoretischen Grundlagen der Photographischen Prozesse‘ von Hay in die Hände. Eigentlich bin ich auf der Suche nach Informationen zur Lippmann-Emulsion und ihren zahlreichen Varianten. Mich interessiert der unsensibilisierte Typ, weil ich gerade die Härte einer blauempfindlichen Emulsion mit Nanopartikel brauche. In dem Buch fällt mir auf, dass der Autor auf den Positivprozess eingeht. Nicht nur allein auf Silberhalogenid-Basis, es werden auch Verfahren behandelt, die heute ‚Edeldruck‘ sind. Beim Blättern und Lesen wandelt sich mein Wohlgefallen für alte Meister in Abneigung dem Werk gegenüber. Es hat etwas von Besserwissertum und Klugscheißerelite. Mutter kratzt in seinem Meisterwerk wenigstens an, dass es da noch andere Dinge gibt und lässt den Leser dann allein. Hay hat nur Perfektion, Perfektion und nochmals Perfektion in Schwarzweiß im Auge. LANGWEILIG!